Juni 28, 2018

Vom Abenteuer Spitzenkleid - einen ganzen Stickereistoff mit der Stickmaschine selbst zu sticken

Mein Vorhaben war ein Überkleid aus Spitze über mein schwarzes Abendkleid. Da ich keine Spitze gefunden habe, die mir 100% gefallen hat, wollte ich einfach mal ausprobieren, ob ich diese nicht selbst mit meiner Brother Innov-is V3 sticken kann.

Das Muster sollte nur aus Sternen und Verbindungsstegen bestehen, zufällig wirken und die Motive mussten so im Rapport angelegt sein, dass es Rahmen für Rahmen ein fortlaufendes Muster ergibt.

Ich liebe Herausforderungen. Und das war eine!
- reine Stickzeit rund 80 Stunden
- Garnverbrauch 12000 m Polyesternähgarn von Alterfil (sehr gut dafür geeignet) + Unterfaden
- Arbeitszeit insgesamt 2 1/2 Monate



Während des Digitalisierens/der Erstellung der Datei habe ich verschiedene Stickvliese als Grundlage ausprobiert.  Dabei hat sich herausgestellt, dass der Stickereistoff am schönsten wird und sich am besten sticken lässt, wenn die Grundlage sehr fest ist.
Mit auflösbarem Vlies waren die Sterne viel zu dünn und weich.



Also habe ich Abreißvlies in der Größe der Schnittteile mit reichlich Rand zugeschnitten. Dann habe ich jeweils eine 2. Lage Abreißvlies in Rahmengröße auf die nächste zu bestickende Fläche aufgebügelt.

Nach dem ersten Absticken habe ich mit Klebeband eine Overheadfolie auf der Stickrahmenschablone fixiert und mit einem Signierstift die Sterne durchgepaust, genauso wie sie gestickt wurden. Diese Schablone habe ich dann jedesmal zum Positionieren beim Einspannen in den Stickrahmen verwendet, damit die Übergänge passen.


Das Sticken ging dann von selbst. Ich musste nur immer mal wieder ein Auge darauf haben, wann die Unterfadenspule leer, der Oberfaden gerissen war oder sich eine Ecke gelöst und verheddert hatte.


Jeder Rahmen dauerte 150 Minuten, also 2 1/2 Stunden abzusticken. Das überstehende Basisvlies musste eng aufgerollt und gut fixiert sein, damit es die Maschine nirgends gebremst hat.


So habe ich mich Stück für Stück voran gearbeitet. Die Belohnung nach Fertigstellen des ersten Teiles und Herauslösen des Vlieses in der Mitte: ein Stück wunderschöner stabiler Spitzenstoff, ähnlich einer Baumwollspitze. An den Rändern habe ich das Vlies zunächst einmal stehen lassen.


Um Zeit und Garn zu sparen, habe ich den Rapport etwas abgewandelt und oben einige Motive, die nicht unbedingt gebraucht wurden, gelöscht.


Dann ging es weiter. Das Kleid musste am 01. Juni fertig sein. Also Zeitdruck. Aber jetzt war ich so weit, dass ich es unbedingt durchziehen und fertig bekommen wollte. 2 - 3 Rahmen pro Tag waren theoretisch möglich, aber mehr als 2 habe ich nie geschafft neben der Arbeit her.



Auf die fertig gestickten Teile habe ich dann mit selbst löslichem Textilstift die Schnittlinien ohne Nahtzugabe aufgezeichnet. 

Und nun das Zusammennähen:
Loch auf Loch hält ja nicht und die Spitze bestand haupsächlich aus Löchern.

Deshalb habe ich mit der Nähmaschine den Schnittlinien entlang ein gerades Räupchen genäht, genau wie die Stiche der Verbindungsstege: 2x Geradstich - 1x weiter Zickzackstich - 2x Geradstich - enger Zickzackstich. 
Diese Räupchen konnte ich dann mit einem weiteren engen, aber etwas breiteren Zickzackstich zusammennähen - die Seiten- und Schulternähte und die Ärmel. Zum Schluss erst habe ich alle Kanten abgeschnitten. Die unteren und oberen Kanten am Kleid sind offen und unregelmäßig, also nur Sterne und Verbindungen. 

Dann noch ganz viele Sprungfäden kurz schneiden. Hier hätte ich etwas besser digitalisieren können.

01. Juni, 1.00 Uhr nachts, 7 Stunden vor Abreise. Das Überkleid ist fertig und geht direkt ins Handgepäck. Dieses aufwändige und unersetzbare Stück wird nicht auf einem Gepäckband verloren gehen!


Ich bin froh über mein Durchhaltevermögen. Experiment geglückt!
Ich liebe das Kleid und es sah super aus!


...auch bei stürmischem Wind auf See...



Ich habe es im Handgepäck auch heil wieder nach Hause gebracht und muss nun sehen, wie ich es öfter tragen kann, auch auf weniger elegante Art. Ein Hingucker ist es immer :-).

Und ich freue mich darauf, endlich mehr Zeit für meine Stickmaschine zu haben. Nach diesem Megaprojekt hat sie den ultimativen Stresstest jedenfalls super überstanden.
Tolles Teil!

Juni 25, 2018

Übergroßes Wand-Tattoo "Baum" fürs Kinderzimmer

Während mich eine echt fiese Erkältung immer noch fest im Griff hat, möchte ich euch wenigstens ein kleines Projekt zeigen, das ich schon vor ein paar Monaten für eine Freundin und einen neuen kleinen Erdenbürger gemacht habe: ein Wand-Tattoo über dem Kinderbett


 Baumstamm-Datei

Als Basis habe ich eine eigene Datei genommen. Der 4-Jahreszeitenbaum kann über Etsy gekauft werden. Ich habe nur den Stamm verwendet und eine einfache Blattform selbst gezeichnet in Silhouette Studio®. Es ist eine svg-Datei und kann mit allen Plottern geschnitten werden.

Der Baumstamm besteht aus 2 Schichten. Die untere Schicht wird aus glänzender schwarzer Vinylfolie geschnitten. Oben darüber wird die 2. Schicht mit der Holztextur aus samtiger Selbstklebefolie aufgebracht. Das ergibt den schönen strukturierten 3D-Effekt. 


 Baumstamm-Datei

Da der Baum viel größer als die Schneidematte werden sollte, habe ich die Datei zuerst auf die endgültige, gewünschte Größe skaliert und dann mit dem Messer-Werkzeug in Silhouette Studio® mit einem geraden Schnitt in mehrere Teile zerschnitten. Dann wird jedes Teil einzeln mit dem Plotter geschnitten. Später, an der Wand, werden diese dann wieder passgenau aneinander geklebt. Wenn man akkurat arbeitet, sieht man die Nahtstellen kaum.



Die Auswahl an grüner Plotterfolie/Vinylfolie ist sehr begrenzt, warum eigentlich? Nur im Baumarkt bin ich fündig geworden. Passende Blätter habe ich dann aus grüner, gemusterter d-c-fix®-Folie und aus grüner, selbstklebender Samtfolie geschnitten. 



Achtung beim Schneiden von samtigen, selbstklebenden Plotterfolien (nicht bei Flockfolie/Bügelfolie): die Fasern setzen sich beim Schneiden leicht im Messer fest. Deshalb muss dieses zwischendurch immer mal wieder gereinigt werden.



Nach dem Schneiden habe ich entgittert und dann die Einzelteile, noch auf dem Papierträger haftend, richtig zusammengefügt, dafür die Vinylfolie an den Ansatzlinien leicht angehoben und auf den Papierträger des anderen Teils aufgerieben. Die Trägerpapiere darunter, habe ich mit Klebeband fixiert. Das ging besser als ich dachte.



Dann habe den samtigen Baumstammteil entgittert und besonders stark klebende Transferfolie aufgerieben.



Als nächstes habe ich den Baumstammteil mit der Holzstruktur auf die untere Schicht aus glatter Vinylfolie aufgebracht. Da die Nahtstellen jeweils anders lagen, hat dies das Ganze noch einmal zusätzlich stabilisiert.



Jetzt muss normale Transferfolie auf den gesamten Baum aufgebracht werden. Besonders an den Kanten muss diese sehr gut festgerieben werden, dass die Übertragung auf die Wand später glatt geht. Die Transferfolie kann einfach angestückelt werden, wo die Breite nicht ausreicht. So ging das Werk dann auf Reisen.



Erst bei meiner Freundin vor Ort habe ich die Papierträger langsam entfernt und gleichzeitig das Wand-Tattoo auf die Wand gerollt/gerieben. Ich habe ihr gezeigt, wie man die Blättchen überträgt und die junge Familie hatte Spaß, das selbst zu tun.



Und dieses Foto habe ich dann ein paar Wochen später bei meinem nächsten Besuch gemacht:




Wer seinen Plotter noch nicht lange hat und die hier gezeigten Schritte nicht so leicht selbst nachmachen kann, dem kann ich nur wärmstens mein Buch "Frisch Geschnitten 1.0" empfehlen. Hier werden Schritt für Schritt die Programmfunktionen von Silhouette Studio® erklärt. Im Stichwort-Verzeichnis können einzelne Funktionen nachgeschlagen werden. Und auch die besten Techniken, z. B. das Übertragen von Vinylfolie, wird Schritt für Schritt mit vielen Bildern erklärt.

Silhouette Studio® kann übrigens auch für die Brother Plotter eingesetzt werden. Hierzu habe ich diesen Blogpost geschrieben:

Viel Spaß!

Angelika

Juni 18, 2018

Datenschutzgrundverordnungs-Wahnsinn

Kaum zurück aus dem Urlaub erreicht mich auch schon wieder eine neue Unglaublichkeit zum Thema Datenschutzgrundverordnung.

Nun hat der europäische Gerichthof (euGH) in einem Fall sehr deutlich entschieden, dass Inhaber einer Facebook-Gruppe oder einer Fanpage auf Facebook mitverantwortlich sind für die Datenverarbeitung von Facebook, also bei Verstößen gegen das Datenschutzrecht mithaften. Und es spielt keine Rolle, dass den Seiteninhabern die Statistikdaten anonymisiert zur Verfügung gestellt werden, während nur Facebook selbst die Statistikdaten eindeutig den entsprechenden Usern zuordnen kann.
Davon betroffen ist wahrscheinlich auch Instagram, da Instagram zur Facebook-Unternehmensgruppe gehört.

Ja schönen Dank auch!

Wie weltfremd und praxisfern sind die Richter am europäischen Gerichtshof eigentlich? Denken diese auch einmal über die Konsequenzen ihrer Entscheidungen für Personen, Vereine und Firmen, die keine Großkonzerne sind, nach?

Zunächst einmal bedeutet dieses Urteil für alle Inhaber von Facebookseiten und Facebookgruppen mit Sitz in der EU, egal of geschäftlich oder privat müssen künftig eine eigene Datenschutzerklärung einstellen. Da auch diese Datenschutzerklärung wieder nur von einem Fachanwalt erstellt werden kann und wieder extra berechnet wird, werde ich meine Facebookseite in den nächsten Tagen schließen, nachdem hoffentlich alle, die es interessiert, diese Nachricht gelesen haben.

Meine Follower auf Facebook, die weiterhin Infos über meine Blogposts, Neuigkeiten und Tutorials erhalten möchten, müssen dann bitte direkt mein Blog PapierSchereStoff abonnieren oder "Angelika Papierschere" auf Facebook folgen.

Das Maß des Erträglichen ist für mich jetzt erreicht.

Ich habe mich wochenlang mit dem Datenschutzquatsch beschäftigt anstatt meinen eigentlichen Aufgaben nachzugehen. In der Zeit hätte ich ein neues Buch schreiben können und neue Produkte in meinen Shop einpflegen können, die seit Monaten zum Verkauf hier bereitliegen.
Die neuen Datenschutzerklärungen kosten mich monatlich einen Betrag, der weh tut, weil ich ihn nicht auf meine Preise aufschlagen möchte, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Ich habe meine Blogs auf Deutsch und Englisch mit entsprechenden Datenschutzerklärungen versehen und mit mühevollem Aufwand die Verknüpfungen zu Google, Facebook und anderen Social Media-Plattformen, die im Hintergrund Daten sammeln und verarbeiten, entfernt. Hierzu musste zum Teil sogar in die Seitenprogrammierung eingegriffen werden, was ich Dank meiner IT-Ausbildung auch noch hinbekommen habe.
Diese Pop-up-Fenster mit dem Abfrage- und double-opt-in-Wahn stören mich selbst so gewaltig, dass ich diese Lösungen nicht einsetzen möchte. Denn das Häkchensetzen und immer wieder bestätigen nervt, schützt aber keinen, sondern legalisiert die freie Datenverwendung ja nur. Also zurück in die alten Zeiten, als Internet noch statisch war, nur lesen und bloß keine Interaktion!

Was ist das eigentlich für ein Schutz, meterlange Datenschutzerklärungen lesen zu müssen, zwangsweise durch Anwälte rechtssicher verfasst, die kein Mensch versteht außer den Anwälten selbst. Der Verbraucher hat dann die Wahl zwischen a) zuzustimmen oder b) das Internet zu verlassen oder das Smartphone und Tablet nicht mehr zu benutzen.
Auf diese Weise liest kaum jemand überhaupt die Datenschutzerklärungen, stimmt einfach zu und gibt dem jeweiligen Unternehmen einen Freifahrschein für Datengebrauch und Datenmißbrauch. Die perfekte Art und Weise, schamlosen Datengebrauch und Datenmißbrauch legal zu machen und internationale Konzerne, die seit Jahren keine Steuern in Deutschland zahlen, noch größer zu machen.

Auch ich finde es nicht richtig, dass persönliche Daten gesammelt und unwissentlich weitergegeben und verarbeitet werden. Es sind aber nicht die Blogger und die Klein- und Kleinstunternehmer, die dies tun. Es sind die großen Datenkraken wie Facebook, Amazon, Google und Marketingfirmen, die dies so raffiniert im Hintergrund tun, dass es höchste Zeit wurde, dass die Öffentlichkeit einmal ordentlich aufgerüttelt und informiert wurde.

Nur ändern wird die DSGVO hier nichts, im Gegenteil. Die Gesetzgeber fordern die Transparenz und die Maßnahmen gegen Mißbrauch nicht von den Verursachern, sondern von den anhängenden Unternehmen, groß oder klein bis hin zu privaten Webseitenbetreibern, also viele, die selbst keinerlei Daten sammeln und diese wirtschaftlich aus- und verwerten. Die meisten davon sind gar nicht imstande, die geforderten Maßnahmen durchzuführen, weil dies nur mit hohen Kosten und technischem Fachwissen durchzuführen ist. Viele verstehen gar nicht, was überhaupt von Ihnen gefordert wird und imgrunde weiß es keiner 100%ig, noch nicht einmal die Anwälte selbst.

Die vielen Einzel- und Kleinunternehmen verschaffen sich selbst Jobs, die es am Arbeitsmarkt nicht gibt. Die Kleinunternehmer bieten Konzernen wie Amazon, die mit äußerst fragwürdigen Mitteln arbeiten, die Stirn. Bei diesen Konzernen scheinen die Gesetzgeber in der EU jedoch Ihre Forderungen nach Datenschutz nicht durchsetzen zu wollen oder zu können.

Die kleinen Unternehmer haben ohnehin schon viele Nachteile wie z. B. einen völlig unangemessenen Krankenversicherungsmindestbeitrag bei kleinen Einkommen und einen überproportional hohen Aufwand und Kosten für Buchhaltung, Steuererklärungen, Verpackungslizensierungen usw. Aber was die neue Datenschutzgrundverordnung von privaten Webseitenbetreibern, Bloggern und Kleinbetrieben verlangt ist einfach der Gipfel und ruiniert die Freiheit und die Vielfalt im Internet und das alles zum Schutz der Verbraucher???

Immerhin gibt es in Sachen Cookies einen Lichtblick. Mit Cookies werden viele Daten unbemerkt gesammelt. Bisher gibt es dazu eben nur die Möglichkeit a) Cookies zu akzeptieren b) Cookies nicht zu akzeptieren und ohne Internet weitermachen, da kaum eine Seite mehr ohne Cookies arbeitet.

Ab 2019 soll dann endlich zwischen solchen Cookies unterschieden werden, die zum Benutzen einer Webseite/eines Shops tatsächlich notwendig sind und solchen, die ausschließlich zum Auswerten verwendet werden. Auch das wird Programmierern wieder Kopfzerbrechen bereiten. Aber dann habe ich als Verbraucher (hoffentlich) endlich die Möglichkeit, eine Webseite weiterhin zu benutzen und gleichzeitig dem Datensammelwahnsinn einen Riegel vorzuschieben. Hoffen wir mal, dass das dann auch alles wirklich so umgesetzt wird. Diese Lösung, schon vor Jahren eingeführt, hätte viele aktuelle Probleme verhindern können.
Und dann wünsche ich mir noch eine Lösung für die rund 50 Spam-Emails, die ich jeden Tag bekomme und durchsehen muss (trotz Spamfilter), obwohl auch Spam-Emails gesetzlich verboten sind.

Dann wende ich mich jetzt wieder einem erfreulicheren Thema zu und sortiere Urlaubsbilder, um euch demnächst das ultimative Urlaubsfotoalbum präsentieren zu können. Und das wird richtig super!

Bis bald,
Angelika